05.02.2018 13:09
Jahrtausende der Gottessuche in der Musik gespiegelt
HALLE – In der Mitte der Haller Bach-Tage feiert die Kirchengemeinde Halle traditionell einen Festgottesdienst zusammen mit dem Bach-Chor der Johanniskantorei und einem Festprediger. In diesem Jahr war Professor Dr. Helmut Fleinghaus von der Hochschule für Kirchenmusik, Herford, zu Gast, und der Chor präsentierte wie gewohnt stimmgewaltig und präzise die „Große Orgel-Solomesse“ von Joseph Hadyn. Die 80 Chormitglieder stimmten gemeinsam mit dem Orchesterensemble der Johanniskantorei und Kreiskantorin Annette Petrick an der Orgel die „Missa in honorem BVM“ an. Als Solisten waren Felicitas Jacobsen (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Markus Rhein-Schomburg (Tenor) und Martin Halemeyer (Bass) in die Haller St. Johanniskirche gekommen.

Walter Hempelmann, Helmut Fleinghaus und Martin Rieker und (v.l.) gestalteten den Festgottesdienst der Haller Bach-Tage 2018.

Martin Halemeyer, Markus Rhein-Schomburg, Eike Tiedemann und Felicitas Jacobsen (v.l.) sangen die Soli der Orgelmesse.

80 Sängerinnen und Sänger präsentierten stimmgewaltig und präzise das Werk von Joseph Haydn . Fotos: fra
HALLE – In der Mitte der Haller Bach-Tage feiert die Kirchengemeinde Halle traditionell einen Festgottesdienst zusammen mit dem Bach-Chor der Johanniskantorei und einem Festprediger. In diesem Jahr war Professor Dr. Helmut Fleinghaus von der Hochschule für Kirchenmusik, Herford, zu Gast, und der Chor präsentierte wie gewohnt stimmgewaltig und präzise die „Große Orgel-Solomesse“ von Joseph Hadyn. Die 80 Chormitglieder stimmten gemeinsam mit dem Orchesterensemble der Johanniskantorei und Kreiskantorin Annette Petrick an der Orgel die „Missa in honorem BVM“ an. Als Solisten waren Felicitas Jacobsen (Sopran), Eike Tiedemann (Alt), Markus Rhein-Schomburg (Tenor) und Martin Halemeyer (Bass) in die Haller St. Johanniskirche gekommen.
„Diese Messe ist eine der klangvollsten und zugleich schönsten, die Haydn komponiert hat“, stimmte Walter Hempelmann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Halle, die Gottesdienstgäste in der St. Johanniskirche ein, sich auf Musik und Wort einzulassen. Die Große Orgel-Solomesse entstand wahrscheinlich 1770. Sie lehnt sich an, so Hempelmann, an die Maria Zeller-Messen und folgt somit dem klassischen Ablauf einer katholischen Messe. Bemerkenswert ist der großangelegte, virtuose Orgelpart, den Haydn selbst bei der Ur-Aufführung übernahm. Das Zusammenspiel von Chor, Orchester und Solisten war einmal mehr inspiriert und zusammengebunden durch KMD Martin Rieker, den musikalischen Leiter der gesamten Haller Bach-Tage.
Mitten ins Leben der Menschen zielte dann die Predigt von Dr. Helmut Fleinghaus. Der Musikprofessor aus Herford stellte nicht nur eine Verbindung zwischen der Orgelmesse und dem Predigttext aus dem Lukasevangelium her. Es war ihm eindeutig wichtig, den schwer verdaulichen Text vom „Sämann“ in den Alltag der Gottesdienstgäste zu ziehen. Seine zeitgemäße Deutung des Gleichnisses bezog dann auch ein klingelndes Handy mit ein. Falle Gottes Wort als Saatgut auf unfruchtbaren Boden, so stellte sich der Prediger Szenen aus dem Alltag vor: ein ständig nervendes Telefon, fragende Kollegen und Kolleginnen, Familie, Haushalt, Einkauf – all das lenke schon mal von der Begegnung mit Gott ab und könne durchaus als „Werke des Teufels“ verstanden werden. Oder Sorgen, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder geringe Verdienste seien wie die erdrückenden Dornenbüsche des Predigttextes, die den Samen, den Glauben ersticken könnten.
Den fruchtbaren Boden, der wachsen und Früchte reifen lasse, erkannte Fleinghaus in jedem Menschen, der Gott sucht. „Ist Ihnen Gott schon einmal persönlich begegnet?“ fragte der Musikprofessor. Er sei überzeugt, dass Haydn ein „großer Experimentator“ war und wagte selbst das Experiment, das Gleichnis vom Sämann auch mit der Musik Haydns in Verbindung zu bringen: „Jahrtausende der Gottessuche liegen in den Noten und Worten der Messe.“ Suchen, fragen, hören, und finden seien die Grundbewegungen des Glaubens. Und daher ermutigte Fleinghaus die Zuhörerinnen und Zuhörer: „Wir sind Kirche. Wir suchen. Wir stehen auch in dieser Tradition. (fra)